Wussten Sie, dass der erste Autor und Regisseur eine Frau war?

Zwar gibt es mehrere Artikel, die die Errungenschaften von Frauen im Filmgeschäft der modernen Zeit auflisten, wir möchten jedoch zeigen, wie Frauen die Filmsprache von Anfang an prägten. Die folgenden vier Frauen waren alle Innovatorinnen. Sie schufen neue Wege, um Filme zu machen und hatten grossen Einfluss auf nachfolgende Generationen.

 

Alice Guy-Blaché (France, July 1, 1873 – USA, March 24, 1968) was the first person to be a film director and writer of narrative fiction films.

Alice Guy-Blaché

Geboren am 1. Juli 1873 in Saint-Mandé, Frankreich. Als ihre Eltern nach Chile zurückkehrten, lebte sie bis zu einem Alter von drei oder vier Jahren mit ihren Grosseltern in Carouge in der Schweiz. Später lebte sie in Frankreich in der Nähe der Schweizer Grenze. Im Jahr 1894 begann sie mit Léon Gaumont bei ‘Comptoir Général de la Photographie’ zu arbeiten.

Als das Unternehmen bankrott ging, kaufte Gaumont das Inventar des Betriebs und gründete seine eigene Firma, die bald zu einer bedeutenden Macht in der jungen Filmindustrie in Frankreich wurde. Alice beschloss, der neuen Gaumont Film Company beizutreten und begann eine Karriere als Pionierin der Filmindustrie, die sich über 25 Jahre erstreckte. Sie war in mehr als 700 Filmen als Schriftstellerin, Regisseurin und Produzentin involviert.

Im Jahr 1896 machte Alice Guy ihre erste Erfahrung als Autorin und Regisseurin, indem sie den ersten narrativen Film der Welt machte: La Fée aux Choux (The Cabbage Fairy). Eine komische Geschichte über eine Frau, die Kinder in einem Kohlbeet aufzieht.

Und hier ist er, der Film, der die Geschichte des narrativen Films prägen würde, von Eisenstein bis Nolan. Anmerkung: bei der Herstellung dieses Films wurden keine Babys geschädigt (garantieren können wir es zwar nicht, wenn man beachtet, wie die Hauptdarstellerin mit einem strahlenden Lächeln beiläufig Babys über den Boden verteilt).

 

Helene Bertha Amalie "Leni" Riefenstahl (German: [ˈʁiːfn̩ʃtaːl]; 22 August 1902 – 8 September 2003) was a German film director, producer, screenwriter, editor, photographer, actress and dancer.Leni Riefenstahl

Gemäss dem Filmwissenschaftler Mark Cousins war Riefenstahl im Vergleich zu Orson Welles und Alfred Hitchcock wohl eine der umstrittensten Filmemacherinnen der Welt. Gary Morris bezeichnete Riefenstahl als “eine Künstlerin von unvergleichlichem Talent, eine Frau in einer von Männern dominierenden Industrie, eine der grossen Formalisten des Kinos auf Augenhöhe mit Eisenstein oder Welles”. Leider hatte ihr Durchbruch Triumph des Willens (1935) Adolf Hitler unter den leitenden Produzenten.

Bei der Produktion von Triumph des Willens verwendete Riefenstahl revolutionäre Techniken wie bewegte Kameras sowie Luftaufnahmen und Teleobjektive, um eine verzerrte Perspektive zu schaffen. Auch die Nutzung der Musik und die Kameraführung waren bahnbrechend. Sie half mit, Szenen zu inszenieren und probte einige davon fünfzig Mal oder mehr. Der Film gewann später mehrere Preise, nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, Frankreich, Schweden und anderen Ländern. Man sagt, dass Frank Capras siebenteilige Filmserie Warum wir kämpfen sollen, davon inspiriert wurde und die direkte Reaktion der Vereinigten Staaten auf den Triumph des Willens war.

Olympia (1938) war der erste Dokumentarfilm über die Olympischen Spiele. Die fortschrittlichen Filmtechniken wie ungewöhnliche Kamerawinkel, Smash Cuts, Detailaufnahmen und Kamerafahrten zwischen den Tribünen zeigten, dass Riefenstahl ihrer Zeit weit voraus war. Viele dieser Techniken waren bisher unbekannt und Riefenstahls Werk über Olympia hatte grossen Einfluss in der modernen Sportfotografie. Der Film wurde später in der Zeitschrift “All-Time 100 Movies” aufgenommen.

Ein Filmkritiker für The New Yorker, Pauline Kael, behauptete diese Filme seien “die beiden grössten Filme, die jemals von einer Frau gemacht wurden”. Doch während einer amerikanischen Werbetour für Olympia erzählte Riefenstahl der Detroit News: “Für mich ist Hitler der grösste Mann, der je gelebt hat. Er ist wirklich ohne Schuld, so einfach und zugleich besitzt er eine er eine maskuline Stärke.“

Riefenstahl überlebte die Nachkriegszeit, aber ohne ihrer engen Verbindung zu den Nazis zu entkommen, war ihre Karriere als Filmemacherin vorbei.

 

Ida Lupino (4 February 1918[1] – 3 August 1995) was an Anglo-American actress and singer, who became a pioneering director and producerIda Lupino

Eine amerikanische Schauspielerin und Sängerin, die in den 1950er Jahren zu einer unabhängigen Filmemacherin wurde. Ida war die erste Frau, die in einem Film Noir, The Hitch-Hiker (1953), Regie führte. Als sie bei Warner Bros als Schauspielerin unter Vertrag genommen wurde, führte ihre Ablehnung Szenen zu spielen, die sie als “unter ihrer Würde als Schauspielerin” empfand, zu häufigen Suspendierungen. Aus diesem Grund verbrachte sie die Zeit damit, den Prozess des Filmemachens zu beobachten und zu erlernen.

Sie gründete ein unabhängiges Unternehmen mit ihrem Mann, The Filmakers, um günstige problemorientierte Filme zu machen. Sie produzierten 12 Spielfilme, bei sechs Filmen hat Lupino selbst Regie oder Co-Regie geführt. Fünf davon schrieb sie selbst, einschliesslich Outrage (1950), ein Film über Vergewaltigung. Sie nutzte ihre Kenntnisse über low-budget Filmemachen, indem sie Sets aus anderen Studio-Produktionen verwendete und zum Beispiel ihren Arzt fragte in der Krankenhaus-Szene eines Films zu erscheinen. Sie war eine der ersten, die Produktplatzierung verwendete, Geschäfte mit Coke, Cadillac und anderen Marken abschloss. Ebenfalls drehte sie an öffentlichen Plätzen, um Set-Mietkosten zu vermeiden.

Mit ihren zweideutigen Enden haben Lupinos Filme, wie die Arbeit der modernen europäischen “New Wave” Regisseure, niemals einfache Lösungen für ihre verwirrten Charaktere geboten. Lupino sagte, sie sei vor allem an hilflosen, verwirrten Leuten interessiert. Nachdem die Firma 1955 geschlossen wurde, leitete Lupino mehr als 100 Episoden von TV-Produktionen welche von Western, übersinnliche Fabeln, über Situationskomödien und Mordmysterien bis hin zu Gangstergeschichten reichten.

 

Maya Deren (April 29, 1917 – October 13, 1961), born Eleanora Derenkowskaia (Russian: Элеоно́ра Деренко́вская), was one of the most important American experimental filmmakers and entrepreneurial promoters of the avant-garde in the 1940s and 1950s.Maya Deren

Der französische Kino-Autor Georges Sadoul galt als “die bedeutendste Persönlichkeit in der Nachkriegsentwicklung des unabhängigen Films in den USA”, die in den 40er Jahren in New York City wohnte und mit Marcel Duchamp, André Breton, John Cage und Anaïs Nin abhängte. Nach dem plötzlichen Tod des Vaters durch einen Herzinfarkt hat Deren 1943 das Erbe verwendet, um eine gebrauchte 16mm Bolex-Kamera zu kaufen und Meshes of the Afternoon mit ihrem Ehemann Alexander Hammid zu drehen.

Betrachtet als eine bahnbrechende Arbeit des amerikanischen Avantgarde-Films, ist Meshes of the Afternoon sehr expressionistisch; voller dramatischer Blickwinkel und innovativer Schnitttechnik. Die kreisförmige Erzählung des Films wiederholt mehrere Motive, darunter eine Blume auf einer langen Auffahrt, einen fallenden Schlüssel, eine unverschlossene Tür, ein Messer in einem Brotlaib, einen geheimnisvollen Sensenmann als verhüllte Gestalt mit einem Spiegel als Gesicht, ein herabhängendes Telefon und einen Ozean. Durch den kreativen Schnitt, verschiedene Kamerawinkel und Slow Motion zeigt der surrealistische Film eine Welt, in der es immer schwieriger ist, die Realität zu erfassen.

Deren verlieh ihre Filme in Amerika Kanada und Kuba und hielt Vorträge über Avantgarde-Filmtheorie und Voodoo-Magie. Während sie an expressionistischen, traumähnlichen, experimentellen Kurzfilmen arbeitete, wurde sie Muse und Inspiration für hochkarätige Avantgarde-Filmemacher wie Curtis Harrington, Stan Brakhage und Kenneth Anger. Ihr Einfluss ist auch in Filmen von Carolee Schneemann, Barbara Hammer und Su Friedrich zu sehen. Deren war sehr kritisch gegenüber Hollywood. Sie sagte: “Ich mache meine Filme für das Geld, welches Hollywood für Lippenstift ausgibt, ” und behauptete, Hollywood “sei ein grosses Hindernis für die Definition und Entwicklung von Kinofilmen als Creative Fine-art Form gewesen.” Über die Freiheiten eines wirklich unabhängigen Kinos sagte sie: “Künstlerische Freiheit bedeutet, dass der Amateur-Filmemacher nie gezwungen ist, visuelles Drama und Schönheit einem Strom von Worten zu opfern”.

In the Mirror of Maya Deren – Amazon

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